Geförderte Nachwuchsgruppen
Betriebsärztliches Handeln: Zukunftsorientiert, interdisziplinär und evidenzbasiert mit KI (BAKI)
Nachwuchsgruppe
Virtuelle Arbeit kann eine Ressource für die Gesundheit darstellen, aber auch mit besonderen Gefährdungen sowie Herausforderungen für betriebsärztliches Handeln einhergehen. Für die betriebsärztliche Betreuung dieser Beschäftigten greifen aktuelle Arbeits- und Gesundheitsschutzlösungen teilweise nicht und es fehlen Sichtbarkeit und Zugang der Betriebsärzt:innen und evidenzbasierte digitale Tools. Daher empfiehlt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Betriebsärzt:innen und virtuell Beschäftigte mit digitalen Angeboten zu unterstützen.
Handlungsfeld: |
Prävention im Betrieb – das betriebsärztliche Handeln weiterentwickeln |
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Förderformat: | Nachwuchsgruppe |
Fördersumme: | 898.010,00 € |
Laufzeit: | 01.08.2024 bis 31.07.2027 |
Projektleitung: |
Frau Prof. Dr. Susanne Völter-Mahlknecht susanne.voelter-mahlknecht@med.uni-goettingen.de |
Institution: |
Universitätsmedizin Göttingen Institut für Arbeits-, Sozial- und Präventivmedizin |
Partner*innen: |
Frau Prof. Dr. Carolin Wienrich
Julius-Maximilians-Universität Würzburg |
Projektteam: |
Prof. Dr. Marc Erich Latoschik, Prof. Dr. Andreas Hotho |
Vorhabensbeschreibung:
BAKI adressiert diese Forschungslücken mit der Frage, wie betriebsärztliches Handeln im Setting virtueller Teams im Sinne einer ganzheitlichen Vorsorge digital unterstützt und evidenzbasiert weiterentwickelt werden kann. Partizipativ, menschzentriert und iterativ entwickelt BAKI ein digitales lernendes Assistenzsystem, das aus zwei Modulen besteht. Modul 1 erfasst multimodal erhobene, für betriebsärztliches Handeln bedeutsame körperliche, psychische, soziale, organisatorische und technische Daten virtuell Beschäftigter, analysiert und lernt diese, um Prädiktoren gesundheitsrelevanter Outcomes zu identifizieren, zu klassifizieren, vorherzusagen und individuelle Ressourcen- und Gefährdungsprofile zu erstellen. Damit werden neue Ansatzpunkte für betriebsärztliches Handeln identifiziert und Vorhersagen für die Prävention abgeleitet. In Modul 2 werden Möglichkeiten der Telemedizin wie z. B. social Virtual Reality (VR) und Chatbots exploriert, entwickelt und evaluiert, um mittels digitaler sozialer Räume die Sichtbarkeit von und den Zugang für Betriebsärzt:innen und Maßnahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) im Setting virtueller Teams zu stärken.
Methodik:
Die Entwicklung des Assistenzsystems stützt sich auf einen Multimethod-Ansatz, in dem Methoden der Arbeitsmedizin, Psychologie, Data-Science und Mensch-Computer-Interaktion angewendet werden, wodurch eine bedarfsgerechte Technikentwicklung, eine evidenzbasierte und partizipative Erprobung der Schnittstellenproblematik zwischen Betriebsärzt:innen und virtuell Arbeitenden sowie eine praxisrelevante Entwicklung, Evaluierung sowie Einbettung der beiden Module des Assistenzsystems ermöglicht wird.
Der Einsatz des Systems zur Unterstützung des betriebsärztlichen Handelns bei virtuell Arbeitenden soll:
- spezifische Belastungen, Beanspruchungen und Ressourcen virtuell Arbeitender identifizieren,
- Ressourcen- und Gefährdungsprofile ableiten, um virtuell Arbeitende individuell präventiv- und gesundheitsförderlich zu unterstützen,
- BGM-Maßnahmen individuellen Ressourcen- und Gefährdungsprofilen zuordnen und Bedarfe an BGM-Maßnahmen identifizieren,
- Sichtbarkeit von betriebsärztlichem Wissen insbesondere der BGM-Maßnahmen und den Zugang zu Betriebsärzt:innen erhöhen sowie
- Potenziale und Herausforderungen des Einsatzes von künstlicher Intelligenz (KI) in der Arbeitsmedizin evaluieren.
Durch die Bildung der Nachwuchsgruppe werden interdisziplinäre Kompetenzprofile mit vielfältigen Entwicklungsmöglichleiten in zukunftsweisenden Forschungsfeldern geschaffen.
Aktueller Stand
In den ersten Monaten der Nachwuchsgruppe wurde unter anderem ein umfangreiches Scoping-Review durchgeführt, um für die Datenerhebung relevante Faktoren zu sammeln. Darauf aufbauend wurden dann Fragebögen erstellt und Sensoren für die Erfassung ausgewählt und getestet. Außerdem wurde ein Tool zur Auswertung der Daten gewählt, für die geplanten Auswertungen weiterentwickelt und dafür auch ein Datengenerator für die später erhobenen Daten erstellt, um parallel zur Erhebung schon verschiedene Auswertungsverfahren testen zu können. All dies wurde in enger Abstimmung mit dem die Nachwuchsgruppe unterstützenden Expert:innengremium gemacht, welches sich auch bereits zu einem ersten gemeinsamen KickOff getroffen und dabei die ersten Ergebnisse vorgestellt bekommen und diskutiert hat.
Als nächstes wird ein Ethik- und Datenschutzantrag für die Datenerhebung an beiden beteiligten Universitäten gestellt sowie die konkrete Zusammenarbeit mit interessierten Arbeitgeber:innen und Beschäftigten besprochen. Anschließend kann die eigentliche Erhebung starten und parallel werden schon verschiedene Lernverfahren zur Auswertung der Daten getestet. Auch sind Interviews mit den Expert:innen zu BGM-Maßnahmen und die Erstellung von interdisziplinären Lehrmodulen zwischen den Projektpartnern geplant.