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Arbeit und Einsamkeit: Identifizierung von Zielgruppen und Ansatzpunkten zur Prävention von Einsamkeit im Arbeitskontext

Forschungsprojekt

Menschen sind einsam, wenn sie weniger soziale Beziehungen haben, als sie brauchen. Die Prävention und Bekämpfung von Einsamkeit wird in Politik und Öffentlichkeit zunehmend als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe erkannt, an deren Bewältigung auch die Betriebe und das betriebliche Gesundheitsmanagement mitwirken sollen. Aber weder in der Arbeits- noch in der Einsamkeitsforschung wurde die Beziehung zwischen Arbeit und Einsamkeit bisher ausreichend systematisch untersucht, um konkrete Implikationen für die Primär- und Sekundärprävention von Einsamkeit im Arbeitskontext ableiten zu können.

Bild zeigt 9 aufeinandergestapelte Holzbauklötze mit 8 lächelnden und einen traurigen Smiley.
© iStock | www.fotogestoeber.de

Projekttitel:  

"Arbeit und Einsamkeit: Identifizierung von Zielgruppen und Ansatzpunkten zur Prävention von Einsamkeit im Arbeitskontext"

Handlungsfeld:

Aus der COVID-19-Pandemie lernen für eine zukünftig bessere Vernetzung von Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention

Förderformat:

Forschungsprojekt

Fördersumme:

295.840,00 €

Laufzeit:

01.01.2024 bis 31.12.2026

Projektleitung:

Frau Prof. Dr. Maike Luhmann
Maike.luhmann@ruhr-uni-bochum.de

Institution:

Ruhr-Universität Bochum- Fakultät für Psychologie

Vorhabensbeschreibung:

Ziel dieses Forschungsvorhabens ist daher, Einsamkeit als relevantes Thema für die interdisziplinäre Arbeitsforschung zu etablieren und Zielgruppen und Ansatzpunkte zur Prävention von Einsamkeit im Arbeitskontext zu identifizieren. Im besonderen Fokus des Projekts steht die optimale Gestaltung von den strukturellen Arbeitsbedingungen, die sich durch die Pandemie nachhaltig verändert haben (z.B. Homeoffice-Regelungen und -Umsetzung).

Das Projekt adressiert drei zentrale Forschungsfragen:

(1) Wie sollten Arbeitsbedingungen gestaltet werden, um das Risiko für Einsamkeit im Sinne der Primärprävention zu minimieren?

(2) Welche Gruppen haben ein erhöhtes Risiko für Einsamkeit und sind somit potentielle Zielgruppen für die Sekundärprävention?

(3) Wie hängen momentane Arbeitsbedingungen und momentane Einsamkeit im Arbeitsalltag zusammen, und welche Implikationen ergeben sich daraus für Primär- und Sekundärprävention?

Theoretische Grundlage für das Projekt ist ein neues Rahmenmodell der Einsamkeit im Arbeitskontext, drei Gruppen von Einflussfaktoren spezifiziert, die für Einsamkeit im Arbeitskontext relevant sind: (1) strukturelle arbeitsbezogene Faktoren (z.B. Branche, vereinbarte und tatsächliche Arbeitszeiten und Arbeitsorte), (2) subjektive arbeitsbezogene Faktoren (z.B. Organisationskultur, soziale Unterstützung durch Kolleg:innen) und (3) personenbezogene Faktoren (z.B. Arbeitsengagement und -stress, demographische Merkmale wie Alter, Geschlecht und Familiensituation). 

Methodik:

Das Modell wird in zwei empirischen Studien geprüft. In Studie 1 werden repräsentative Längsschnittdaten des Sozioökonomischen Panels (SOEP) ausgewertet, um relevante arbeitsbezogene Faktoren zu identifizieren (Forschungsfragen 1 und 2). Für dieses Projekt werden die Daten der Wellen 2017 und 2021 verwendet. Ein Vergleich dieser Wellen ermöglicht es zu untersuchen, ob sich die Relevanz bestimmter Faktoren für Einsamkeit durch die Pandemie verändert hat. Eine Stärke des SOEP ist die große, repräsentative Stichprobe, die es nicht nur erlaubt, komplexe Effekte aufzudecken, sondern durch die Analyse von eng definierten Untergruppen (z.B. bestimmte Branchen oder Personen mit bestimmten Arbeitszeitregelungen) auch die Identifikation von Zielgruppen für die Primär- und Sekundärprävention ermöglicht. Allerdings wurde Einsamkeit im SOEP nur alle vier Jahre erhoben, also zu selten, um kurzfristige, dynamische Prozesse untersuchen zu können. Um solche dynamischen Prozesse untersuchen zu können (Forschungsfrage 3), wird zusätzlich eine 14-tägige Tagebuchstudie mit berufstätigen Personen aus verschiedenen Berufs- und Altersgruppen durchgeführt (Studie 2). Über einen Zeitraum von 2 Wochen hinweg erhalten die Teilnehmenden abends einen kurzen Fragebogen auf ihr Smartphone, in dem sie u.a. ihre momentane Einsamkeit und tägliche Arbeitsmerkmale (z.B. tägliche Arbeitsbelastung, berufliche und private soziale Interaktionen, Anzahl Arbeitsstunden an diesem Tag) angeben. 

Die Kombination von repräsentativen Sekundärdaten (Studie 1) sowie neu erhobenen Tagebuchdaten (Studie 2) erlaubt es, einerseits die komplexen Beziehungen zwischen Arbeitsbedingungen und Einsamkeit und deren Randbedingungen über viele Berufsgruppen und Branchen generalisierbar zu erklären und andererseits diese dynamischen Prozesse auf der Mikroebene genau zu beschreiben und so Implikationen für Primär- und Sekundärprävention abzuleiten, die sowohl auf der Prozessebene ansetzen als auch generalisierbar sind. Das Projekt etabliert Einsamkeit als relevantes Thema für die interdisziplinäre Arbeitsforschung und liefert konkrete Hinweise, wie Betriebe ihrer Verantwortung bei der Prävention von Einsamkeit durch die Gestaltung von Arbeitsbedingungen gerecht werden können.