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Arbeitsmedizinische Vorsorge bei temporären Arbeitsmigrant:innen am Beispiel von Live-in Betreuer:innen

Forschungsprojekt

In Deutschland sind ca. 300.000 bis 600.000 Betreuungskräfte in sog. Live-in-Arrangements zur Versorgung älterer Menschen tätig. Die Erwerbstätigkeit dieser Personen wird zum großen Teil in einem temporär begrenzten, transnationalen Beschäftigungsverhältnis ausgeübt und ist durch eine hohe psychische Belastung und geringen sozialen Schutz gekennzeichnet. Während die prekären Arbeitsbedingungen Gegenstand einiger sozialethischer und arbeitsrechtlicher Diskussionen sind, ergibt sich ein Forschungsbedarf zum mangelnden Arbeitsschutz und der Einbindung in die arbeitsmedizinische Vorsorge.

Eine Krankenschwester reicht einer älteren Frau, die am Tisch sitzt, eine Tasse.
Quelle: iStock | Halfpoint

Projekttitel:  "Arbeitsmedizinische Vorsorge bei temporären Arbeitsmigrant:innen am Beispiel von Live-in Betreuer:innen"
Handlungsfeld:
Förderformat:

Prävention im Betrieb – das betriebsärztliche Handeln weiterentwickeln

Forschungsprojekt
Fördersumme:
Laufzeit
297.560,00 €01.12.2023 bis 30.11.2026
Projektleiter*in/Projektleitung:
Institution:

Herr Prof. Dr. med. Andreas Seidler
Andreas.seidler@tu-dresden.de 

Partnerinnen:

Prof.in Dr. Steffi G. Riedel-Heller
Prof.in Dr. Liane Schenk

Technische Universität Dresden – Medizinische Fakultät – Institut und Poliklinik für Arbeits- und Sozialmedizin (IPAS)

Partner-Institutionen:

Universität Leipzig
Universitätsmedizin Berlin

Vorhabensbeschreibung:

Ziele des Projektes sind, die Situation migrantischer Live-in Betreuer:innen in Deutschland (am Beispiel polnischer Arbeitnehmer:innen) sowohl aus Sicht der Betreuungskräfte selbst sowie der arbeitsmedizinischen Handlungsakteure zu erfassen. Aufbauend sollen passgenaue Lösungsansätze abgeleitet – und pilothaft umgesetzt – werden, um eine ganzheitliche arbeitsmedizinische Vorsorge nach Arbeitsmedizinische Regel 3.3. zu realisieren.

Methodik:

Zur Zielerreichung kommen qualitative Forschungsmethoden zur Problemanalyse und Entwicklung von Handlungsansätzen zum Einsatz (AP1 & AP2). Zudem wird eine Intervention pilothaft umgesetzt (AP3).

Situationsanalyse und Bedarfsermittlung (AP1): Es werden leitfadengestützte, teilstandardisierte Einzelinterviews (n=40) mit polnischen Live-ins sowie relevanten Expert:innen der arbeitsmedizinischen Versorgung durchgeführt. Aus den verschiedenen Perspektiven werden die arbeitsbedingten Gefährdungen der Live-ins, deren Kenntnisse und Zugangsmöglichkeiten zum deutschen Arbeits- und Gesundheitsschutz inkl. bestehender Hemmnisse und Schwierigkeiten erfasst. Anhand der Ergebnisse werden konkrete Problemlagen skizziert und Bedarfe formuliert.

Research to Action Lab - Generierung von Handlungsoptionen (AP2): Der interdisziplinäre Teilnehmendenkreis des Forschungslabors umfasst die wesentlichen an der arbeitsmedizinischen Versorgung beteiligten Fachgruppen sowie wichtige Stakeholder und Arbeitgebenden- bzw. Arbeitnehmendenvertreter:innen. Es werden zwei Gruppendiskussionen mit maximal acht Teilnehmenden durchgeführt. Ziel ist es, für die in AP1 identifizierten Handlungsfelder möglichst passgenaue Lösungsansätze einer ganzheitlichen arbeitsmedizinischen Vorsorge im Setting der Live-in Betreuung aufzuzeigen und so die Übertragung in die Praxis (AP3) wissenschaftlich vorzubereiten.

Pilothafte Interventionsstudie (AP3): Die im AP2 priorisierten Handlungsansätze werden in einer modellhaften Intervention gebündelt und pilothaft erprobt. Die Interventionsdurchführung wird begleitend evaluiert (Prozessevaluation). Im Mittelpunkt der Evaluation - mit dem Ziel der nachhaltigen Implementierung - stehen Akzeptanz, Machbarkeit und Umsetzungsgenauigkeit, um Förderfaktoren und Hindernisse der Umsetzung zu identifizieren.

Schließlich werden verallgemeinerbare Elemente der im Projekt gewonnenen Forschungsergebnisse extrahiert, um sie auf andere transnationale Beschäftigung-Settings übertragen zu können.